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Christian Kunath:
Kursachsen im Dreißigjährigen Krieg
ISBN 978-3-933833-41-9
330 Seiten, EUR 25,00
DGH-Verlag 2010
Gewiss gehört regionale Adelsgeschichte bis heute zu den eher vernachlässigten Feldern historischer Forschung. Neben die wichtigen universitären Studien etwa von Josef Matzerath ist in den letzten Jahren wenig Vergleichbares getreten. Das mag damit zu tun haben, dass der einen ideologischen Einseitigkeit zu DDR-Zeiten eine andere, freilich harmlosere, gefolgt ist, die Wettinischen Eigenlobs. Tabufreie Beschäftigung mit Adelsgeschlechtern und ihrer besonderen Sozialisierung will deshalb aus vielen Gründen besonders gelernt sein.
Basis der vorliegenden kleinen Regionalgeschichte ist solide Recherche. Erzählt werden die Geschlechterfolgen der Grundherrschaften von Schönfeld, Helfenberg, Gönnsdorf, Eschdorf und Weißig, die über Jahrhunderte die eigentliche Prägung dieser Hochlandregion abgegeben haben. Das wird unprätentiös chronikalisch dargeboten, beachtlich kenntnisreich und durchaus mit Sinn für individuelle Brechungen von dem ‘bösen’ von Loß über der ‘ruhelosen’ von Friesen bis zu dem wortgewaltigen Lutheraner Hoe von Hoenegg - drei Beispiele, die zugleich für die Ranghöhe vieler Grundherren der Region wie die enge Bindung zum Dresdner Hof stehen. Die Geschichte des Julius Heinrich von Friesen z.B., Besitzer der Herrschaft Schönfeld, die er zeitweise von Amsterdam aus steuerte, liest sich auch auf zehn Seiten wie ein europäisch grundierter Lebensroman. Ein gutes Stück sächsische Geschichte wird mit all dem transportiert, gelegentlich auch das der Bauten und Passionen, weniger des prosaischen Alltages. Die beigegebenen Illustrationen setzen zu den Texten schöne optische Merkpunkte.
Der als Heimatforscher apostrophierte Autor (Redakteur des Hochland-Kuriers) jedenfalls hat der reizvollen Schönfelder Kulturlandschaft mit seiner Zusammenschau ein wichtiges Stück Herkunftsgeschichte zurückgegeben. Nur die "Wiederfindung hoher Traditionen als anerkannte Triebkraft der Weiterentwicklung" deuten zu wollen (Nachwort), ist eine überflüssige Verbeugung. Künftig wird man jedenfalls mit anderem Blick im Schönfelder Hochland wandern können, und das ist schon etwas.